TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Rodrigo Pedro Eudo_von_Aquitanien Karl_Mar-Loire Karl Karl_Martell Karl Toms_Dietrich_Iv. Martell Judas Karl Karl Mohammeds Abdallah
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Syrien Spanien Spanien Spanien Toulouse Frankreich Konstantinopel Poitiers Europa Israels Frankreich Karkassonne Mohammeds Damaskus
80
Geschichte des Mittelalters.
aus Saracenen bestand, die noch den Mehrtheil der Bevölkerung Si-
ciliens ausmachten und auch in Kalabrien angesiedelt waren. Seine
Hofhaltung war mehr eine saracenische als eine christliche, nicht nur
nach der Bauart und Einrichtung der königlichen Palaste, sondern Frie-
drich hatte an seinem Hofe auch viele saracenische hohe und niedere
Bedienstete, ging überhaupt gerne mit Mohammedanern um, ließ sich
mit ihnen in Gespräche über Religion ein und unterhielt mit den Sultanen
von Damaskus und Aegypten durch Gesandtschaften einen freund-
lichen Verkehr, während aus dem Abendlande tausend und abermals
tausend Krieger nach Palästina strömten, von denen die wenigsten ihre
Heimat wieder sahen. Es ist daher wohl begreiflich, daß Friedrich Ii.
Qikerpötl-i- allmälig in den Ruf kam, er sei kein gläubiger Christ, und dieser Ruf
^8toridu8.°' um so tiefer wurzelte, je länger er mit seinem gelobten Kreuzzuge
zögerte und je heftiger er mit dem Papste haderte.
§ 237. Friedrich blieb in Italien, als König Andreas von Un-
1217. garn und Leopold Vii. von Oesterreich sich nach Palästina ein-
Damiettccr-schifften, als das Kreuzheer nach unsäglichen Anstrengungen Da-
vcmbcri219^"tte in Aegypten eroberte, aber durch schlechte Führung wieder ver-
' lor, und der ganze Kreuzzug zum Schaden der Christenheit endete.
Endlich heirathete der verwittwete Kaiser Jola nt ha (die Tochter der
Maria Jolantha, der Erbtochter des Königs Amalrich Ii. von Jerusa-
lem, und des Johann von Brienne) und erhielt dadurch Anspruch auf
Jerusalem als Erbgut seiner Gemahlin. Er schiffte sich am 8. September
1227 wirklich ein, kehrte aber nach drei Tagen zurück, indem er sich
mit plötzlichem Erkranken entschuldigte und nachzukommen versprach, da
wenigstens 40,000 Kreuzfahrer abgegangen waren. Nun zögerte Papst
Gregor Ix. nicht mehr und sprach über Friedrich Ii., weil er sein Ge-
lübde wiederholt gebrochen, den Bann aus; Friedrich erwiederte aber
in einer Sprache, welche von einer tiefeingewurzelten und furchtbaren
Erbitterung gegen den päpstlichen Stuhl Zeugniß gab; zugleich benutzte er
die mächtige Familie der Frangipani in Rom zur Erregung eines
Aufstandes, vor welchem der Papst aus der Stadt wich (Ostern 1223).
Im August schiffte der Kaiser sich nach Palästina ein und wußte die
Eifersucht der ejubidischen Sultane so gut zu benutzen, daß Kamel,
der Herr von Aegypten und Syrien, mit ihm Frieden auf zehn
Jahre schloß und Jerusalem, Bethlehem und Nazareth mit
ihren Gebieten sowie die Seeküste von Joppe bis Sidon abtrat.
Friedrich setzte sich die königliche Krone in der Kirche des hl. Grabes
selbst auf das Haupt, stand aber mit seinem kleinen Heere und den
Rittern des deutschen Ordens vereinsamt da, denn die einheimischen
Christen (Pullanen) und die andern Ritterorden und Kreuzfahrer waren
ihm feindselig. Er kehrte bald nach Italien zurück und schloß 1230 auch
mit dem Papste Frieden, indem er ihm das Beste versprach.
Friedrich in Deutschland (1235).
8 238. Friedrichs Sohn Heinrich, den er den Deutschen als
König zurückgelassen hatte, war vollständig entartet und ohne allen
Sinn für Staatsgeschäfte. Friedrich warnte ihn, kam aber erst 1235
nach Deutschland, als Heinrich mit einigen Fürsten und den lombardi-
schen Städten eine Verbindung schloß, um sich gegen seinen Vater zu
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Andreas_von_Un- Leopold_Vii Leopold Palästina Jola Maria_Jolantha Maria Johann_von_Brienne Johann Gregor_Ix Gregor Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs_Sohn_Heinrich Friedrichs Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Kalabrien Damaskus Palästina Italien Oesterreich Jerusalem Rom Palästina Syrien Jerusalem Bethlehem Nazareth Joppe Italien Deutschland Deutschland
Die Zeit der Krcuzzüge.
81
empören. Friedrich war jedoch stark genug diese Ränke zu vereiteln, und
da Heinrich ihm untreu oder verdächtig blieb, so ließ er ihn gefangen
setzen und zuletzt nach Sicilien bringen, wo er 1242 starb; seine zwei
Söhne folgten ihm bald im Tode nach, seine Wittwe, Margaretha
von Oesterreich, gab ihre goldene Krone den Armen.
§ 239. Friedrich ertheilte dem Welfen Otto von Braun-
schweig - Lüneburg den Herzogstitel und verkündete auf dem Reichs-
tage von Mainz einen zehnjährigen Landfrieden sowie eine Reihe von
Verordnungen, welche jedem seine hergebrachten Rechte und Freiheiten
wahren sollten, im Grunde aber gleich den Beschlüssen des Wormser
Reichstags von 1231 gegen die Städte gerichtet waren; denn
ihnen wurde verboten Bündnisse zu schließen, Dienstleute einzubürgern,
Rittersleute zur Unterwerfung unter ihr Stadtrecht zu zwingen, sowie
durch ihre Magistrate die hohe Gerichtsbarkeit auszuüben. Die Städte Die Städte
hoben sich nämlich in Deutschland mehr und mehr; sie waren reich ^en
durch Handel und Gewerbe, geschützt durch starke Mauern und eine auf trotz den
zahlreiche wehrbare Bürgerschaft, sie strebten nach mehr Freiheiten H»henstau.
und waren deßwegen den Dynasten sehr zuwider. Der Kaiser hätte
sie unbedenklich für die augenblickliche Gunst der Fürsten geopfert, wie
er diese schon früher durch Verleihung von Krongut und hohenstaufischem
Famiiiengut sowie durch Privilegien auf Kosten der königlichen Gewalt
geködert hatte.
Friedrichs H. Krieg mit den Lombarden (1236—1250)/
8 240. Im Sommer 1236 führte er ein starkes Heer aus Deutsch-
land nach Oberitalien, erfocht bei Rivalta einen großen Sieg und
eroberte Vicenza, kehrte jedoch bald zurück, um einen ziemlich er-
folglosen Krieg gegen den letzten Babenberger Friedrich den Streit-
baren zu führen, ließ seinen Sohn Konrad zum deutschen Könige 1237.
erwählen und verließ im August Deutschland für immer.
8 241. In seinem Kampfe mit den italienischen Städten rechnete
Friedrich am meisten auf die Italiener selbst; denn neben den Städten
bestanden noch mächtige Dynastien, in den städtischen Republiken selbst
adelige Geschlechter, welchen die überhandnehmende Demokratisierung der
Verfassungen zuwider war, daher herrschte in den meisten Städten oft
blutige Zwietracht. Durch Begünstigung der Aristokratie und Tyrannie
wirkte Friedrich in der That furchtbar ein; seine Anhänger, die Aristo-
kraten, nannten sich Ghibellinen (s. 8 211), ihre Gegner, die De-Die Ghibcl-
mokraten, Guelphen, und diese Parteinamen dauerten in Italien Guelphen^m
fort, als die „Waiblinger" längst untergegangen waren. Italien.
8 242. Der Kaiser war anfangs sehr glücklich; er besiegte am
26. und 27. November 1237 die Mailänder und deren Bundesge-
nossen in der großen Schlacht bei Körte Nuova, so daß sie um
Frieden baten und sehr harte Bedingungen eingehen wollten; allein
Friedrich verlangte Ergebung auf Gnade und Ungnade und zwang da-
durch die Mailänder sowie die anderen größeren Städte zu einem ver-
zweifelten Widerstande, den er nicht zu brechen vermochte.
Einbruch der Mongolen (1241).
8 243. Während des Lombardenkrieges fielen die Horden der
Mongolen in Deutschland ein, die es seit Attilas Zeiten nicht mehr
Bumüllcr, Weltg. Ii. g
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Margaretha
von_Oesterreich Friedrich Friedrich Otto Friedrichs_H. Friedrichs Rivalta Friedrich Friedrich Konrad Konrad August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Lüneburg Mainz Deutschland Deutsch- Oberitalien Vicenza Deutschland Italien Italien Deutschland
84
Geschichte des Mittelalters.
Die Mame-
luken.
Deraltevom
Berge u. die
Haschischim.
verlor aber am 23. August 1268 bei Tagliakozzo, unweit Aquila
Ln Neapel, den schon gewonnenen Sieg durch die Unvorsichtigkeit seiner
Leute, die sich zu frühe der Plünderung des feindlichen Lagers über-
ließen. Zn Astura wurde er von dem Verràther Frangipani ge-
fangen und an Karl ausgeliefert, der ihn durch ein unordentliches Gericht
zum Tode verurtheilen und am 29. Oktober 1268 enthaupten ließ.
Die sicilische Vesper (30. März 1282).
§ 250. Die französische Herrschaft war und blieb in Unteritalien
verhaßt, vorerst vermochte jedoch nur die Znsel Sicilien sie abzu-
schütteln; in Palermo brach am 30. März 1282 ein Aufstand aus
(sicilische Vesper), der sich über die ganze Insel verbreitete und alle
Franzosen vertilgte. Der Leiter des Aufstandes, Johann von Pro-
cida, rief den König Peter von Aragonien herbei, dessen Ge-
mahlin eine Tochter Manfreds war. Er wurde in Palermo gekrönt
und behauptete sein neues Königreich gegen alle Angriffe der Franzosen.
Erster Kreuzzug Ludwigs Ix. (1248—1250).
§ 251. Der fromme König von Frankreich Ludwig Ix. hatte
während einer Krankheit einen Kreuzzug gelobt und auf seinen Ruf
sammelte sich die Blüte der französischen Ritterschaft, mit welcher
sich Ludwig Ix. zu Aiguesmortes (in der Provence) einschiffte und
in Aegypten landete, weil von dessen Besitze die Behauptung Palä-
stinas abhing, wie die Erfahrung bewiesen hatte. Er eroberte auch
1249 das wichtige Damiette sehr leicht, allein das unbesonnene
Vorrücken seines Bruders, des Grafen von Artois, kostete einen Theil
dcs Heeres, und als Ludwig Ix. sich dennoch im Nilthale halten wollte,
kam der Rest des Heeres durch Hunger, Schwert und Ueberschwem-
mung in solche Bedrängniß, daß der König dasselbe nur durch Ergebung
an die Mameluken retten konnte. Diese Kriegerschaar bestand aus ge-
kauften Sklaven (daher der Name, vom arabischen Memalik, d. h.
Sklave), größtentheils Kaukasiern, welche als Leibwache des Sultans
organisiert waren und auch bald genug die Rolle der Prätorianer und
Türken nachahmtcn und von 1254—1516 dem Lande Dynastien aus
ihrer Mitte gaben. Sie ermordeten fast unter den Augen des französi-
schen Königs ihren Sultan Tur an sch ah und bedrohten jenen selbst
mit dem Tode, doch zwang die muthige Standhaftigkeit des Gefangenen
ihnen Achtung ab und sie ließen ihn gegen ein großes Lösegeld mit
den noch übrigen Gefangenen frei.
§ 252. Ludwig Ix. blieb bis April 1254 in Palästina, verstärkte
die Festungswerke der den Christen noch gebliebenen Städte, versuchte
aber vergeblich durch die Benutzung der unter den mohammedanischen
Herrschern ausgebrochenen Feindseligkeiten, wie Kaiser Friedrich Ii.,
Jerusalem wieder zu gewinnen. Damals trat er selbst in ein Ver-
ständniß mit dem „Alten vom Berge", dem Haupte der Assassiuen.
Diese waren eine mohammedanische schwärmerische Sekte (sogenannte
Ismaelite»), von dem Genüsse der Haschisch«, eines aus Hanfblüte be-
reiteten, wie Opium wirkenden Berauschungsmittels Haschischim
(daraus das abendländische Assassine«) genannt, gestiftet in Persien
durch Hassan Ben Sabah, der sich 1090 mit seinen Anhängern
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Deraltevom August Frangipani Karl Karl Johann_von_Pro- Johann Peter_von_Aragonien Manfreds Ludwigs Ludwigs Ludwig_Ix Ludwig Ludwig_Ix Ludwig Artois Ludwig_Ix Ludwig Ludwig_Ix Ludwig Friedrich_Ii Friedrich Berauschungsmittels_Haschischim Hassan_Ben_Sabah
118
Geschichte des Mittelalters.
Schlacht
bei Murten
22. Juni
1476.
Schlacht bei
Nancy 7. Ja-
nuar 1477.
Solddicnsl
L-Schweizer.
Entdeckungs-
fahrten der
Portugiesen.
1481 bis
1495.
1495 bis
1521.
Umschiffung
des Kap.
Ostindien.
sche Fußvolk im ersten Anlauf das burgundische Heer in wilde Flucht
und eroberte das Lager des Herzogs mit unermeßlicher Beute. Rache-
dürstend kehrte er zurück, allein bei Murten erschlugen am 22. Juni
32,000 Schweizer über 20,000 Mann von dem burgundische» Heere,
so daß Karl nur mit Mühe im Herbste ein schwaches Heer zusammen-
brachte, mit welchem er Nancy, die Hauptstadt des aufgestandenen
Lothringen, belagerte. Mit dem entwichenen Herzog kamen 15,000
Schweizer zum Entsätze und als Karl trotz aller Warnung seiner Haupt-
leute in eigensinniger Verzweiflung die Schlacht annahm, wurde sein
Heer in wenigen Minuten zerstreut, er selbst auf der Flucht getödtet
(7. Januar 1477).
§ 353. Hoch erfreut griff jetzt der französische König zu, die bur-
gundischen Städte betrieben und bewirkten aber die Vermählung
Marias mit Maximilian und dieser vertheidigte das Erbe seiner
Gemahlin so ritterlich, daß Ludwig Xi. die schon eroberte Fr anche-
Comtö fahren lassen und sich mit dem eigentlichen Burgund, das
Karls Vorfahre von dem Könige Johann von Frankreich als Lehen
empfangen hatte, begnügen mußte.
Indessen erlebte Mar in Burgund wenig Freude, denn er sah sich
als Ausländer vielfach angefeindet und gerieth durch Aufstände der
Belgier mehrmals in große Gefahr.
Die Schweizer ärnteten aus dem ganzen Kriege nur Kriegsruhm
und Beute; ihre Standeshäupter wurden von Ludwig Xi. und seinen
Nachfolgern durch schweres Geld den französischen Interessen dienstbar
gemacht und die jungen Leute liefen haufenweise als Söldner (Reis-
läufer) in fremde, namentlich französische Kriege, woher sie fremde Un-
sitten in ihre Heimat zurückbrachten. Doch stärkte sich die Eidgenossen-
schaft durch die Aufnahme der Städte Solothurn und Bern in den
ewigen Bund.
Portugal. Der Seeweg nach Ostindien aufgesunden (1498).
Z 354. Portugal erwehrte sich 1385 durch den Sieg bei Al-
bujarotta der kastilischen Oberherrschaft und obwohl es von Unruhen
nicht verschont blieb, schritt es auf dem Wege, der ihm von der Natur
vorgezeichnet war, rüstig fort, es wurde nämlich Seemacht. König
Johann I eroberte 1415 die Stadt Ceuta auf der afrikanischen
Seite der Meerenge von Gibraltar, sein Sohn Heinrich ließ die
atlantische Küste Afrikas erforschen und von 1418—1460 entdeckten
die von ihm ausgesandten Seefahrer Porto Santo, Madeira,
Senegambien, die Inseln des grünen Vorgebirges. Unter
Johann Ii., der die Macht des hohen Adels brach, und Emanuel
dem Großen waren die Erfolge noch glänzender; denn 1486 ent-
deckte und umsegelte Bartholomäus Diaz das Vorgebirge der
guten Hoffnung und Vasko de Gama erreichte 1498 Kalikut
auf der Küste Malabar.
§ 355. Gama, Pereira, Almeida und besonders der große
Albuquerque (1503—1515) gründeten in Ostindien die Macht
Portugals mit dem Mittelpunkte Goa. Die Küste Malabar, Ma-
lakka, Ceylon, die Sundainseln und die Molukken wurden
unterworfen oder wenigstens durch Niederlassungen dem portugiesischen
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Nancy Karl Karl Nancy Karl Karl Marias Maximilian Maximilian Ludwig_Xi Ludwig Karls Johann_von_Frankreich Johann Ludwig_Xi Ludwig Johann_I Johann Heinrich_ließ Heinrich Porto_Santo Johann_Ii Johann Emanuel Bartholomäus_Diaz Pereira
Extrahierte Ortsnamen: Murten Ostindien Lothringen Marias Burgund Karls Burgund Städte_Solothurn Bern Portugal Ostindien Ceuta Afrikas Almeida Albuquerque Ostindien Ceylon
76 Geschichte des Mittelalters.
Mekkapilger. Darauf griff Saladin Palästina an, schlug die Christen
Httu/ill?! öm 2uli 1187 bei Hittin, unweit Liberias, nahm den König selbst
. ' gefangen und zwang im Oktober Jerusalem zur Uebergabe. Edler als
die Kreuzfahrer ließ er die abendländischen Christen gegen ein Lösegeld
und die es nicht aufbrachten, zuletzt unentgeltlich abziehen. Von allen
ihren Eroberungen blieb den Christen nur Tripolis, Tyrus und Tortosa
(Arad).
§ 224. Der Aufforderung des Papstes zu einem Kreuzzuge ent-
sprachen zuerst König Richard, genannt Löwenherz, und Phi-
lipp August von Frankreich, die sonst in offener oder geheimer Feind-
schaft lebten. In einem begeisterten Augenblicke nahm auch der
67jährige Kaiser das Kreuz und traf alle Vorkehrungen mit bewun-
derungswürdiger Umsicht. Am St. Georgstage 1189 sammelte sich
das deutsche Kreuzheer, von dem der Kaiser alles Gesindel und unnütze
Volk entfernt hielt, 30,000 Mann stark in Regensburg, zog durch
Ungarn in das byzantinische Gebiet, bestrafte die Treulosigkeit der
Griechen gemäß dem Kriegsrecht, nahm Winterquartiere in Makedonien
wie in einem eroberten Lande und setzte auf griechischen Schiffen im
März 1190 über den Hellespont nach Asien.
8 225. Alle Gefahren und Beschwerden, denen so viele christliche
Heere auf dem Marsche durch Kleinasien nach Syrien unterlegen waren,
mußte auch das deutsche Kreuzheer erfahren, aber die Weisheit und
Kriegskunst des Kaisers überwand alles. Die schwärmenden türkischen
àzfahrer. weiter konnten dem wohlgeordneten Zuge nichts anhaben, bei Ph ito-
meli um (an der Gränze von Phrygien und Lykaonien) erlitt das
Heer des Sultans von Jkonium eine Niederlage und eine noch schwerere
am 7. Mai 1190 vor der Hauptstadt selbst, die von Deutschen er-
stürmt wurde. Glücklich kamen sie bis Kilikien, wo sie bei den Arme-
Barbarossas niern die beste Aufnahme fanden, als der Kaiser am 10. Juni im
Kalykadnus (Saleph) ertrank und mit ihm der ordnende Geist aus dem
Heere verschwand. Die Nachricht von seinem Tode erfüllte ganz Europa
mit Trauer und selbst seine Feinde klagten laut, daß die Sàule der
Christenheit gebrochen sei.
§ 226. Sein Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, führte
das Heer vor Ptolemais (Akre), das die Franzosen und Engländer
unter ihren Königen belagerten. Die Festung vertheidigte sich helden-
müthig und im Rücken des Kreuzheeres stand Saladin; Stürme und
Schlachten rafften die Kreuzfahrer zu Tausenden weg und fast noch
ärger wütheten Krankheiten; auch Herzog Friedrich starb, nachdem er
den Orden der deutschen Ritter (§ 273) gestiftet hatte.
Am 12. Juli 1191 ergab sich Ptolemais; bald darauf zog der
König von Frankreich heim und Richard Löwenherz erlangte von Sa-
ladin weiter nichts als einen Vertrag, der den Christen die Wallfahrt
nach den heiligen Orten sicherte; von dem deutschen Kreuzheere mögen
etwa 7000 Mann den heimischen Boden wieder betreten haben.
Kaiser Heinrich Vi. (1190-1197).
§ 227. Dieser Sohn und Nachfolger Friedrichs I. verfolgte die
großen Entwürfe seines Vaters, entehrte seinen Namen aher durch
Grausamkeit und Hinterlist. Es gelang ihm 1194 Neapel und
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Mekkapilger Saladin_Palästina August Barbarossas Barbarossas Friedrich_von_Schwaben Friedrich Friedrich Friedrich Richard_Löwenherz Heinrich_Vi Heinrich Friedrichs_I.
Extrahierte Ortsnamen: Liberias Jerusalem Tripolis Tyrus Arad Frankreich Regensburg Ungarn Makedonien Asien Kleinasien Syrien Kilikien Kalykadnus_(Saleph Europa Frankreich Neapel
82
Geschichte des Mittelalters.
gesehen hatte. Diese Nomaden Hochasiens hatte Temudschin
(Dschingischan, d. h. Herr der Herren) 1201 zu einem Reiche ver-
einigt und bezwang oder verwüstete mit ihnen einen großen Theil
Asiens. Sein Enkel B a t u ch a n unterwarf R u ß l a n d und Polen und
und fiel 1241 in Deutschland ein. Herzog Heinrich von Schle-
sien verlor gegen ihn (9. April 1241) bei Liegnitz Schlacht und
Leben, doch hatte die Mongolen der furchtbare Widerstand der „eisernen
Männer" so erschüttert, daß sie nach einem Unfälle bei Olmütz und
einem vergeblichen Angriffe auf Oesterreich sich nach Ungarn wandten,
das sie fast ausmordeten. Sie kehrten bald darauf nach Asien zurück
und zerstörten 1258 das Ch alifat von Bagdad sowie das Sultanat
Ikonium, vollendeten auch die von Dschingischan begonnene Er-
oberung Chinas.
Jerusalem wieder verloren (1244).
K 244. Nach der Heimfahrt Kaiser Friedrichs aus Palästina (1228)
begann der Streit der verschiedenen Nationen und der Ritterorden aufs
neue, so daß trotz der Ankunft vieler Kreuzfahrer der Bestand des
Königreichs nur auf der Uneinigkeit der mohammedanischen Herrscher
beruhte. Die Christen verbündeten sich zuletzt mit dem Sultan von
Damaskus gegen den ägyptischen, der ihnen gefährlicher war, allein
dieser zog eine Horde chowaresmischer Türken an sich, welche
aus Bokhara vor den Mongolen entwichen waren; sie eroberten und
plünderten Jerusalem, und vernichteten am 18. Oktober 1244 bei
Gaza das christliche Heer. Von 312 Temp elrittern retteten sich 18,
von 324 Johannitern 16, von 400 deutschen Rittern 4;
nur Ptolemais und einige Seeplätze blieben den Christen, vergeblich
1245. aber forderte das Koner'l zu Lyon die abendländische Christenheit zu
einem Kreuzzuge auf.
Erneuerter Kampf zwischen Kaiser und Papst. Friedrichs Ii.
Tod 13. Dez. 1 250.
§ 245. Denn die beiden Häupter der Christenheit bekriegten einander
auf Leben und Tod. Der Papst konnte die Lombarden nicht dem Kaiser
überlassen, welche diesen allein verhinderten über den Papst herzufallen
und den Versuch zu machen, sich und alle Fürsten von der Plage des Papst-
thums, wie er sich oft äußerte, zu befreien, daher nahm auch Friedrich in
seinem Kriege mit den Lombarden die Vermittlung des Papstes nicht an.
Derselbe sprach am Palmsonntag 1239 den Bannfluch über den Kaiser
aus, worauf dieser heftiger als je antwortete und an ein Koncil appel-
lierte. Der Papst berief ein solches nach Rom, der Kaiser schlug aber die
genuesische Flotte, auf welcher sich viele Prälaten nach Rom eingeschifft
hatten und ließ die Gefangenen in die Gefängnisse Unteritaliens ab-
führen. Er drang verwüstend in den Kirchenstaat und rückte vor Rom,
wo der hochbejahrte Papst am 21. August 1241 starb. Sein Nach-
folger Cölestin Iv. starb nach wenigen Tagen, der nach langer Zöge-
Allgemeines rung gewählte (Juni 1243) Innocenz Iv. entfloh nach Lyon und
ifort'mö ^enef dorthin eine große Kirchenversammlung. Diese entschied: als
9°n ' König von Neapel habe Friedrich den Lehenseid gegen den Papst ge-
brochen; er sei ein Meineidiger und Kirchenräuber; des Verdachts der
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Schle- Heinrich Friedrichs Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich August Innocenz_Iv Innocenz Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Polen Deutschland Liegnitz Oesterreich Ungarn Asien Bagdad Chinas Jerusalem Palästina Damaskus Bokhara Jerusalem Gaza Friedrichs Rom Rom Rom Lyon Neapel
Von der Zeit des Zwischenreiches bis auf Kaiser Friedrich Iii. 101
Reichslehen seinem gleichnamigen Sohne (1314), schied gegen alles Recht
1342 Margaretha (von einem Schlosse Maultasch zubenannt), die
Erbin Tyrols, von ihrem Manne, einem Sohne des Böhmenkönigs
Johann, und vermählte sie mit seinem eigenen, dem mit Brandenburg
belehnten Ludwig. Der Graf Wilhelm von Holland war 1345
gegen die Friesen gefallen, ohne andere Blutsverwandte als drei Schwe-
stern zu hinterlaffen, worauf Ludwig auch sein Land als Reichslehen
einzog und seinem Sohne Wilhelm verlieh. 1316.
§ 301. Er hatte auch den Frieden im Hause der Wittelsbacher
wieder hergestellt (1329); die Pfalz war nämlich 1225 an das Haus Haus Mit-
Wittelsbach gekommen, das sich seitdem in zwei Hauptlinien, die Alsbach,
bayerische und pfälzische theilte, die viele Jahre in erbitterter
Feindschaft einander gegenüber standen. Durch Ludwigs Vertrag er-
hielt sein Bruder Rudolf, der Pfalzgraf am Rheiue, den größten
Theil der Mark des Nordgaus, die seitdem Oberpfalz heißt, während
Ludwig das eigentliche Bayern behielt.
Ludwig iin Banne, Deutschland unter dem Interdikte (1325—1346).
§ 302. Während Ludwig in Deutschland so vieles gelang, wurde
er mit dem Papste in einen unseligen Streit verwickelt. Papst Jo-
hann Xxii., welcher zu Avignon residierte und der Politik des
französischen Königs diente, übertrug nach Heinrichs Vii. Tod das
Reichsvikariat über Italien dem Könige Robert von Neapel.
Ludwig erhob als deutscher König Einspruch und unterstützte die Ghi-
bellinen in Italien, worauf ihn der Papst nach Avignon zur Verantwor-
tung vorlud. Weil er nicht erschien, sondern an ein Koncil appellierte, so
belegte ihn der Papst mit dem Banne und Deutschland mit dem Interdikte
(1324). Ludwig zog 1227 nach Italien, wo eine große Veränderung
eingetreten war; in den meisten italienischen Städten hatte nämlich
die Demokratie bereits in die Tyrannis (im griechischen Sinne des
Worts, Th. I. S. 68) umgeschlagen, so daß z. B. in Mailand die
Familie der Diskonti, in Verona die Skaligheri, in Mantua
die Buonakossi rc. herrschten. Diese Verhältnisse benutzte Ludwig,
ließ sich in Mailand zum König von Italien, in Rom zum Kai-
ser krönen, setzte den Papst als einen Ketzer ab und einen Miuoriten im
als Nikolaus V. ein.
§ 303.. Allein die Freundschaft der Italiener ging zu Ende, sobald
Ludwig Opfer verlangen mußte, sie versöhnten sich wenigstens für den
Augenblick mit einander und Ludwig mußte rühmlos heimkehren. Ver-
gebens suchte er jetzt eine Aussöhnung mit dem Papste; auch Bene-
dikt Xii. wies eine solche, von Frankreich gedrängt, zurück, worauf 1338
die deutschen Reichsstände auf einem Tage zu Frankfurt erklärten, alle
Prozeduren Johanns Xxii. und Benedikts Xii. gegen Ludwig seien null
und nichtig, und die Kurfürsten auf dem Kurtage zu Reuse (bei Kurtag zu
Boppard), der von ihnen rechtmäßig erwählte König bedürfe der päpst- cn f
lichen Bestätigung gar nicht und daß ihm die Reichsverwaltung von
Rechts- und Gewohnheitswegen zustehe. Als Ludwig aber seine Haus-
macht, wie bereits erzählt ist, furchtbar vergrößerte, erbitterte er die
Fürsten dergestalt, daß Klemens Vi. sie zur Wahl eines Gegenkönigs
bewegen konnte.- Diese fiel auf Karl, den Sohn des Böhmenköuigs
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TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Margaretha Maultasch Johann Ludwig Ludwig Wilhelm Ludwig Ludwig Wilhelm Ludwigs Ludwigs Rudolf Rudolf Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Heinrichs Heinrichs Robert_von_Neapel Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Nikolaus_V. Ludwig_Opfer Ludwig Ludwig Ludwig Johanns Johanns Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Klemens_Vi Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Holland Haus_Haus_Mit-
Wittelsbach Alsbach Rheiue Deutschland Deutschland Avignon Italien Italien Avignon Deutschland Italien Mailand Verona Mantua Mailand Italien Rom Frankreich Frankfurt Boppard
Von der Zeit des Zwischenreiches bis auf Kaiser Friedrich 11!. 107
Die Vehmgerichte.
K 321. Nur in einer solchen Zeit konnten die Vehmgerichte
(von Fehm, d. h. Strafe, Strafgericht) eine Bedeutung erlangen. Die
Heimat derselben ist Westfalen („die rothe Erde") und sie scheinen aus
den kaiserlichen öffentlichen Landgerichten entstanden zu sein, als nach
dem Untergang der Hohenstaufen und der Aufhebung des alten Herzog-
thums Sachsen der Rechtsschutz zeitweise ganz aufhörte. Im 14. Jahr-
hundert sind sie heimliche Gerichte für schwere Verbrechen (Mord,
Raub, Ketzerei rc.), die von einem Vereine abgehalten wurden, dessen
Mitglieder sich „Wissende", die Vorsitzer „Freigrafen", die Beisitzer
„Freischöffen" nannten. Der vor dem Gerichte Angeklagte wurde
durch einen Anschlag binnen sechs Wochen und drei Tagen an einen
bestimmten Ort geladen und wenn er erschien, von Wissenden vor einen
Freistuhl geführt; erschien er nicht, so wurde er verfehmt d. h. geächtet.
Das Gericht wurde unter freiem Himmel gehalten, der Angeklagte nur
nach Zeugenbeweis verurtheilt oder freigesprochen; die Hinrichtung
eines Verurtheilten geschah in der Regel durch den Strang. Zur Zeit
ihrer weitesten Verbreitung sollen die Vehmgerichte 100,000 Wissende
gezählt haben, als Deutschland von Räuber- und Mörderbanden wim-
melte, sie mußten aber ihre Bedeutung verlieren, sobald die ordentlichen
Gerichte ihre Pflichten wieder erfüllten und sich daher das Eingreifen
einer fremden Gerichtsbarkeit in ihr Gebiet nicht gefallen ließen. Das
letzte Vehmgericht soll 1568 bei Celle abgehalten worden sein, dem
Namen nach aber bestand ein Freistuhl bis 1792.
Kaiser Wenzel (1378-1400).
§ 322. Dieser kümmerte sich noch weniger als sein Vater um das
Treiben in Deutschland, als er die Unmöglichkeit erkannte demselben
Einhalt zu thun. Er weilte die größte Zeit über in Böhmen, wo ihm
das gemeine Volk nicht abgeneigt war, obwohl er seine ohnehin wilde
Natur durch übermäßigen Weingenuß steigerte und dann seiner Umge-
bung furchtbar wurde. Seine eigenen Verwandten ließen sich in Ver-
bindungen gegen ihn ein und setzten ihn mehrmals gefangen; 1396
mußte er seinen Bruder Sigismund zu seinem Statthalter in
Deutschland ernennen, 1400 erklärten ihn die Kurfürsten des Thro-
nes verlustig, wogegen er protestierte und sich bis zu seinem 1419 er-
folgten Tode Kaiser schrieb.
Krieg der Eidgenossen gegen Oesterreich und den oberländi-
fchen Adel (1386-1388).
8 323. Die Eidgenossen und Oesterreich standen sich immer
drohend gegenüber. Der 1356 auf 20 Jahre geschlossene Friede, zu
dem beiderseitige Ermüdung das meiste beigetragen hatte, war noch
nicht ganz abgelaufen, als die Feindseligkeiten auch von beiden Seiten
begannen, durch die Eidgenossen dadurch, daß sie österreichische Orte in
ihren Bund aufnahmeu. Der oberländische Adel folgte fast ohne Aus-
nahme dem Panner des Herzogs, denn die Eidgenossen verbreiteten
ringsum den Geist der Empörung gegen die Herren, deren Waffen-
ruhm sie in wiederholten Kriegen verdunkelt hatten. Bei Sempach 9.Junil386.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Sachsen Deutschland Deutschland Deutschland Oesterreich Oesterreich Sempach
1417 Lis
1431.
110 Geschichte des Mittelalters.
Das Koncil zu Konstanz (1414—1418).
Z 329. Papst Johannes Xxiii. f welcher von König Ladislaus
von Neapel bedrängt wurde, schrieb endlich ein Koncil nach Konstanz
aus, wo er selbst im November 1414 cintras. Die versammelten
Väter beseitigten zuerst das Schisma der drei Päpste; der eine Papst
dankte freiwillig ab, Johann Xxiii. aber nur bedingt und entfloh end-
lich, indem er auf Herzog Friedrich von Oesterreich, den Feind
des Kaisers, baute, allein Friedrich kam in die Acht, verlor den Aargau
an die Eidgenossen, und war froh, als er von dem Kaiser wieder zu
Gnaden angenommen wurde, Johann Xxiii. aber wurde gefangen zu-
rückgebracht und abgesetzt.
Huß stellte sich vor dem Koncil, widerrief aber nicht, als (6. Juli
1415) von dem Koncil 30 seiner Sätze als häretisch verworfen wur-
den, sondern beharrte darauf, daß er zuerst widerlegt werden müsse.
Dadurch verweigerte er offenbar den kirchlichen Gehorsam und wurde
als Häretiker verurtheilt und verbrannt; gleiches Schicksal hatte 1416
sein Schüler Hieronymus Faul fisch von-Prag.
Das Koncil traf noch manche Bestimmung für die Ordnung der
Kirche, setzte Benedikt Xiii. ab, worauf die Wahl eines neuen Papstes
vorgenommen wurde, der als Martin V. regierte und das Koncil am
22. April 1418 schloß.
Der Hussitenkrieg (1419—1435).
§ 330. Die Nachricht von dem Feuertode des Johannes Huß ver-
ursachte eine furchtbare Erbitterung in Böhmen und als Wenzel 1419
starb, so wurde sein Nachfolger Sigismund nicht anerkannt. Die Böhmen
wählten den Kelch, welchen Huß für die Laien bei dem Genüsse des Abend-
mahls gefordert hatte (sub utraque forma, d. h. unter beiderlei Gestalt,
daher der Parteiname Utraquisten, oder von calix, d. h. Kelch, Ka-
lixtiner), zu ihrem Glaubenözeichen. Sie theilten sich aber selbst in
eine gemäßigtere Partei, welcher vorzüglich der Adel und die Städte an-
gehörten, und in eine heftige, die der Taboriten, welche Johannes
von Trocznow, genannt Ziska, ein vortrefflicher Feldherr, anführte.
Derselbe vertrieb das Heer Sigismunds aus Böhmen, zwang die ein-
heimischen Parteien mit-dem Schwerte zum Gehorsam, schlug 1421
bei Saaz ein deutsches Kreuzheer (im März 1420 hatten die päpst-
lichen Legaten eine Kreuzbulle gegen die Hussiten verkündet) und leitete
die Böhmen bis zu seinem Tode (12. Oktober 1424).
§ 331. Darauf theilten sie sich wieder in mehrere Parteien; die
Taboriten folgten dem großen oder geschorncn Prokopiuö (er
war Mönch gewesen), die Orphaniten oder Waisen dem kleinen
Prvkopius, die Horebiten dem Hynko Krussina, die Utraquisten
hatten den lithauischen Prinzen Sigmund Koribut einstweilen als
König aufgestellt. Trotz dieser Parteiungen wurden die Hussiten immer
furchtbarer; im Sommer 1426 erlitten die Sachsen und Thüringer
bei Außig, ein noch stärkeres deutsches Heer bei Mies 1427 eine ent-
setzliche Niederlage, und von da an bis 1431 machten die Hussiten ver-
wüstende Ausfälle bis tief in alle umliegenden Länder und schlepp-
ten unermeßlichen Raub über rhre Berge. Als im Jahr 1433 ein
Kreuzheer von 100,000 Mann bei Tauß auf schimpfliche Weise die
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort]]
Extrahierte Personennamen: Johannes_Xxiii König_Ladislaus
von_Neapel Ladislaus Johann_Xxiii Johann Friedrich_von_Oesterreich Friedrich Friedrich Friedrich Johann_Xxiii Johann Benedikt_Xiii Martin_V. Johannes_Huß Sigismund Johannes
von_Trocznow Ziska Hynko_Krussina Sigmund_Koribut